Historische Tagung über Korporationen und „1968“ mit SV-Beteiligung in Sondershausen

„In einem permanenten Zustand der Schizophrenie”?

Tagung in Sondershausen: Korporationen und „1968“ im Fokus studentengeschichtlicher Forschung

Vom 2. bis 4. Oktober 2025 findet in der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „In einem permanenten Zustand der Schizophrenie?“ – Die studentischen Korporationen und die Achtundsechziger-Bewegung statt. Veranstalter sind die Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte (GDS), der Sondershäuser Verband Akademisch-Musikalischer Verbindungen (SV) sowie das Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg.

Ziel der Tagung ist es, das Verhältnis von Universität, Studentenschaft und Korporationen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zu den Umbrüchen um 1968 neu zu beleuchten. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie verschiedene Korporationsverbände die 68er-Bewegung wahrnahmen, mit ihr umgingen und welche langfristigen Auswirkungen diese Umbrüche auf Selbstverständnis, Außenwirkung und Struktur der Verbindungen hatten.
Die wissenschaftliche Leitung der Tagung liegt bei Prof. Dr. Matthias Asche (Universität Potsdam) und Prof. Dr. Matthias Stickler (Universität Würzburg). Das Programm bringt historische Perspektiven und interne Verbandsreflexion auf produktive Weise zusammen.

Die erste Sektion am Donnerstag widmet sich dem akademischen Umfeld nach dem Zweiten Weltkrieg. Beiträge über die Wiederbegründung von Verbindungen, veränderte Mentalitäten und den Wandel des korporativen Selbstverständnisses zeichnen ein differenziertes Bild der unmittelbaren Nachkriegszeit. Ein Abendvortrag des VASV-Vorsitzenden, Prof. Dr. Gerhard Seher, gibt unter dem Arbeitstitel „Sondershausen und das verbindungsstudentische Erbe“ Einblick in die lokale Traditionspflege.

Am Freitag folgt die zweite Sektion zu „1968“ und den studentischen Dachverbänden. Vertreter unterschiedlicher Richtungen – darunter DB, CC, CV, Wingolf und SV – beleuchten Reaktionsmuster und interne Debatten der Zeit. Besonders bemerkenswert: der Beitrag von Helge Frank zur Studentengruppe 69 / Waltharia Frankfurt. Die dritte Sektion setzt sich mit dem „Erbe“ auseinander: Themen wie „Verbindungen und SPD“, „Die Damenfrage“ und „Sieg der altstudentischen Kräfte?“ beleuchten nachwirkende Konfliktlinien.

Ein besonderer Akzent liegt auf dem internationalen Vergleich: Der Abendvortrag von Dr. Gregor Gatscher-Riedl behandelt den Österreichischen Cartellverband und die Entwicklungen rund um 1968.

Den Abschluss der Tagung bildet am Samstag ein besonderes Kulturprogramm mit einer Führung durch die SV-Räumlichkeiten im Schloss Sondershausen und einer Präsentation des SV Archivs – eine einmalige Gelegenheit, Geschichte nicht nur zu hören, sondern zu erleben.

Die Tagung ist öffentlich. Anmeldung ist erforderlich, siehe unten.

Der SV lädt alle Verbands- und Farbengeschwister sowie Interessierte an der Geschichte des studentischen Verbindungswesens herzlich zur Teilnahme ein. Diese Tagung dürfte eine seltene Gelegenheit bieten, sich mit einem oftmals kontrovers diskutierten Kapitel der eigenen Verbandsgeschichte wissenschaftlich fundiert auseinanderzusetzen – jenseits gängiger Klischees und Vorurteile.

(Text: Eduard Karpenko (ER), SV-Pressewart)

Bitte meldet Euch bis zum 15. August 2025 verbindlich zur studentengeschichtlichen Tagung an!

Da der Tagungsort – die Musikakademie in Sondershausen – gegebenenfalls nicht über genügend Übernachtungsplätze verfügt, müssen Sie sich darauf einstellen, selbst eine Unterbringung in einem Hotel oder einer Pension in der Stadt Sondershausen zu suchen. Das Tagungskomitee wird sich für weitere Informationen individuell mit jedem Teilnehmenden in Verbindung setzen.

Per E-Mail an den Archivbeauftragten Ingo Dierck (KI, BN, KA):

Hiermit melde ich mich verbindlich an zur studentengeschichtlichen Tagung:
„in einem permanenten Zustand der Schizophrenie“?
vom 2. bis zum 4. Oktober 2025 in der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen.

Tagungsablauf

Donnerstag, 2.Oktober

bis ca. 14 Uhr: Ankunft der Referenten und Zuhörer

14.30 Uhr: Beginn der Tagung, Grußworte

• Prof. Dr. Gerhard Seher, Vorsitzender des VASV, Freie Universität Berlin
• Steffen Grimm, Bürgermeister der Stadt Sondershausen

Einführung in das Tagungsthema
Prof. Dr. Matthias Asche & Prof. Dr. Matthias Stickler

15 bis 17 Uhr: 1. Sektion: Akademisches Umfeld nach 1945

– Wiederbegründung von Verbindungen an deutschen Universitäten nach 1945 (Referent: PD Dr. Stefan Gerber, Jena)
– Veränderungen in Brauchtum und Selbstverständnis katholischer Verbindungen nach 1945 am Beispiel Bonn (Referent: Dr. Thomas Becker, Bonn)
– Veränderung der studentischen Mentalitäten nach 1945 (Referent Dr. Uwe Rohwedder, Hamburg)

18 Uhr bis 20 Uhr: Abendessen (Selbstzahler)

20 Uhr bis 21.30 Uhr: Abendvortrag: Sondershausen, die ideelle Heimat des SV (Prof. Dr. Gerhard Seher, Vorsitzender des VASV, Berlin)
Anschließend: Geselliges Beisammensein

Freitag, 3. Oktober

8 Uhr bis 12.30 Uhr: 2. Sektion: „1968“ und die studentischen Dachverbände
– Die Deutsche Burschenschaft und „1968“ (Referent: Dr. Franz Egon Rode, Tauberbischofsheim)
– Die Corps und „1968“ (Referent: Thomas Heglmeier M.A., München)
– Der Coburger Convent und „1968“ (Referent: Oliver Mohr M.A., Nussloch bei Heidelberg)
– Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und „1968“ – eine Auswertung der „Academia“ in den „langen“ 1970er Jahren (Referent: Prof. Dr. Matthias Asche, Potsdam)
– SV und „1968“ – Das Beispiel Waltharia Frankfurt / Studentengruppe 69: Exzeption oder Repräsentation unter Bedingungen der Nonkonformität (Referent: Helge Frank M.A., Clausthal)
– Der Wingolf und „1968“ (Referent: Siegfried G. Rojahn, Paderborn)

12.30 Uhr bis 14 Uhr: Mittagessen (Selbstzahler)

14 Uhr bis 16 Uhr: 3. Sektion: „1968“ und das Erbe
– Studentenverbindungen und SPD – ein komplexes Beziehungsgeflecht (Referent: Manfred Blänkner M.A., Göttingen)
– Die „sogenannte Damenfrage“ – Die schmerzhafte Etablierung gemischter Verbindungen am Beispiel des Sondershäuser Verbandes (Referent: Ingo Dierck M.A., Mutterstadt)
– Sieg der altstudentischen Kräfte – ein Pyrrhus-Sieg? (Referent: Prof. Dr. Matthias Stickler, Würzburg)

16 Uhr bis 18 Uhr: Gelegenheit zum Besuch des SV-Archivs (gruppenweise)

18 Uhr bis 20 Uhr: Abendessen (Selbstzahler)

20 Uhr bis 21.30 Uhr: Abendvortrag: Ein Blick über den deutschen Tellerrand hinaus. Der ÖCV und „1968“ (Dr. Gregor Gatscher-Riedl, Perchtoldsdorf bei Wien)
Anschließend: Geselliges Beisammensein

Samstag, 4. Oktober

10 Uhr bis 11.30 Uhr: Führung durch das Schloss Sondershausen (inklusive Traditionsraum / Ausstellung zur Geschichte des SV)

11.30 Uhr bis 14 Uhr: Besuch des Rondells über Sondershausen mit dem SV-Ehrenmal und Gelegenheit zum Mittagessen (Selbstzahler)

Ende der Tagung gegen 14 Uhr.

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